Aktuelles

18. Juni 2023

Eröffnungsansprache Fest der Kulturen Adliswil

Am 17. Juni 2023 fand in Adliswil das 8. Fest der Kulturen statt. Das Organisationskomitee wurde von Mario Senn präsidiert.

Impressionen zum Fest finden sich auf der Webseite der Stadt Adliswil.

Eröffnungsansprache von Stadtrat Mario Senn, Präsident des Organisationskomitees (es gilt das gesprochene Wort):


Liebe Adliswilerinnen und Adliswiler, sehr geehrte Gäste


Herzlich Willkommen zum Fest der Kulturen 2023!


Im Namen der Stadt Adliswil und des OK Fest der Kulturen begrüsse ich Sie herzlich zum heutigen farbenfrohen Fest der Kulturen.


Endlich! Ja, endlich wieder einmal ein Fest der Kulturen. Dies habe ich in den vergangenen Wochen mehrere Male gehört. Das letzte Fest der Kulturen fand nämlich 2019 statt, also vor fast vier Jahren. Das für 2021 vorgesehene Fest fand bekanntlich nicht statt. Weshalb, das wissen Sie wohl so gut wie ich: Die Coronapandemie.


Wir vom Organisationskomitee waren im Vorfeld ziemlich nervös. Denn viele Anlässe und Gewohnheiten sind mit der Coronapandemie «gestorben». Würden sich genügend Standbetreiber finden? Gibt es die Tanz- und Musikgruppen noch oder wurden sie aufgelöst? Ja, das hat uns ziemlich beschäftigt.


Umso grösser ist die Freude, dass ich heute das 8. Fest der Kulturen eröffnen darf. Und einmal mehr zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Offenbar wirkt auch Petrus als stiller Beisitzer im Organisationskomitee mit. Petrus stammte ja aus dem Nahen Osten – von dem her würde das passen.


Ziel des heutigen Tages ist es, Austausch und Begegnung zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen zu fördern. Und ja, meine Damen und Herren, verschiedene Kulturen gibt es auch in unserem beschaulichen Städtchen im Sihltal.


In Adliswil lebten am 31. Dezember 2022 7533 Personen ohne schweizerische Staatsbürgerschaft. Diese ausländischen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner stammen aus 123 (!) Ländern. Von den 19’180 Einwohnern per Ende Jahr waren das rund 39.3%. Im ersten Halbjahr 2023 ist dieser Anteil gestiegen, auf 40.9% per Anfang Juni.


Den grössten Anteil machen deutsche Staatsangehörige aus: Rund 16% der ausländischen Einwohner stammen aus unserem nördlichen Nachbarland. Knapp 13% kommen aus Italien. Mit fast 6% gehören die polnischen Staatsangehörigen zur drittstärksten Gruppe. Auf den nächsten Plätzen folgen Portugal und Spanien.


Meine Damen und Herren, die Schweiz ist ein Einwanderungsland. Dies aber nicht erst seit kurzem, sondern seit mindestens Mitte 19. Jahrhunderts. Damals waren es vor allem politische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich und dem noch unvereinigten Italien, die in der liberalen, demokratischen Schweiz Schutz vor Verfolgung suchten.


Aber die Zuwanderung hat natürlich an Fahrt aufgenommen, vor allem seit Annahme der Bilateralen Verträge mit der Europäischen Union und der Personenfreizügigkeit. 1993, also vor 30 Jahren, betrug der Anteil ausländischer Staatsangehöriger in Adliswil 20%. Heute liegt er, wie gesagt, bei 40%.


Ich bin mir bewusst, dass diese Entwicklung auch Angst macht. Finde ich noch eine Stelle? Finde ich noch eine Wohnung? Wie können wir all die neuen Schulen, Sportanlagen usw. finanzieren? Ist der Sozialstaat noch finanzierbar? Werden alle Wiesen überbaut? Finde ich Platz im Sihltalbähnli? Haben wir genügend Strasseninfrastrukturen? Aber auch: Ist Adliswil noch sicher?


Dabei geht leicht vergessen, dass die Anziehungskraft der Schweiz für Menschen aus aller Welt ein Zeichen für wirtschaftliche Stärke ist. Und mit Blick auf den demografischen Wandel ist es einfach eine Tatsache, dass in den nächsten Jahren sehr viel mehr Menschen den Arbeitsmarkt verlassen als hineinwachsen. Solange wir heutigen Bewohnerinnen und Bewohner nicht länger – Stichwort Rentenalter – und mehr – Stichwort Teilzeitarbeit – arbeiten, wird die Zuwanderung anhalten.


Wie sich unsere Bevölkerung auch immer entwickelt: Wir brauchen ein gutes Zusammenleben aller. Dafür setzt sich die Stadt Adliswil ein – ganz nach dem Grundsatz «fördern und fordern». Und ich glaube, dass wir das gar nicht so schlecht machen. Weder in Adliswil noch in der übrigen Schweiz. Wir haben keine Banlieues, wo sich die Polizei nicht mehr hineingetraut, wir haben keine Ghettos, und wir haben auch keine zunehmende Kriminalität. Im Gegenteil, die Kantonspolizei Zürich berichtet in ihrer Kriminalstatistik Jahr für Jahr von einem stetigen Rückgang der Straffälle.


Damit will ich nicht sagen, dass alles in Ordnung ist. Aber wir machen es in unserem Land nicht so schlecht.


Grundlage für ein gutes Zusammenleben ist, dass man sich kennt, dass man Vertrauen haben kann. Dazu braucht es Austausch und Begegnung. Nutzen Sie heute die Gelegenheit, Neues kennenzulernen, aber vielleicht auch neue Bekanntschaften zu schliessen. Vielleicht erkennen Sie ja die Person wieder, die Sie jede Woche zur gleichen Zeit im Migros vor dem Joghurt-Kühlregal antreffen. Oder Sie sehen die Familie wieder, die kürzlich neben Ihnen im Freibad sass. Sprechen Sie sich an! Nutzen Sie auch die Möglichkeit, sich über das Angebot «Familientandem» zu informieren.


Austausch und Begegnung sind das Ziel des heutigen Fests der Kulturen. Es heisst ja «Liebe geht durch den Magen». Soweit würde ich heute nicht gehen. Es müsste wohl heissen «Integration geht durch den Magen». Sie finden deshalb zum einen ein reichhaltiges kulinarisches Angebot mit Köstlichkeiten aus aller Welt vor – rund 28 Angebote. Und zum anderen haben wir auch dieses Mal buntes, stimmungsvolles Programm auf die Beine gestellt. Nach mir folgen bis zum Abend 14 verschieden Vorführungen.


Ich möchte allen Danken, die zum Gelingen dieses Festes beigetragen haben. Allen voran sind dies die Standbetreiber, die uns mit diversen Köstlichkeiten verwöhnen, die Sänger- und Sängerinnen, die Musikanten, die Tänzer und Tänzerinnen, und das Team der Fahrenden, die uns im Festzelt bewirten. Sie alle geben dem heutigen Fest ein Gesicht. Ich danke ihnen für die Zeit, die sie uns und der Adliswiler Bevölkerung widmen, um uns einen kleinen Einblick in ihren kulturellen Hintergrund zu gewähren.


Ich bedanke mich auch herzlich bei den vielen fleissigen Helfern, die beim Auf- und Abbau mit anpacken und auch heute für Ordnung sorgen: Es sind dies die Zivilschutzangehörigen des Zivilschutzes Zimmerberg, die Feuerwehr, der Samariterverein, sechs freiwillige Helfer, darunter vier Jugendliche, sowie diverse Abteilungen der Stadt Adliswil, insbesondere aus den Ressorts Soziales und Werkbetriebe und vom Ressort Sicherheit und Gesundheit.


Ein Dank gebührt auch den vielen Sponsoren, die uns dieses Jahr finanziell unterstützen und uns das Fest in diesem Umfang ermöglichen. Sie finden alle Firmen und Vereinigungen, die uns unterstützt haben, auf den Sponsorentafeln aufgeführt.


Zum Schluss möchte ich ganz herzlich auch die Arbeit des Organisationskomitees verdanken. Durch ihren Elan und ihre professionelle Arbeit haben sie dieses Fest überhaupt erst möglich gemacht. Es sind dies Sait Acar, Susanna Garcia, Marcel Kern, Walter Übersax, Corinna Stengel und Andreas Wieser. Sie sind heute anwesend und schauen, dass alles bestens klappt.


Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen und en Guete!